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Schnecken sind nicht kuschelig, lassen sich nicht dressieren und haben keine Knopfaugen – also sind sie eher uninteressant? Nein, ganz und gar nicht. Die Slowmotion-Künstler sind herrlich vielfältig und, wenn man – wie Schneckenforscher das nun mal tun – genau hinschaut, sogar richtig süß.
Weltweit gibt es rund 100.000 Schneckenarten. Sie gehören alle zu den Weichtieren, das heißt, dass sie einen weichen Körper ohne Innenskelett haben (wer sich schonmal ein Bein gebrochen hat, beneidet die Tiere um diesen körperlichen Vorteil). Sie lassen sich in Wasser- und Landschnecken unterteilen. Die meisten Wasserschnecken füllen ihre Atemhöhle mit Wasser und atmen über Kiemen. Es gibt einige wenige, die zwar im Wasser leben, aber dennoch eine Lunge besitzen – die müssen dann eben immer mal wieder auftauchen, um nach Luft zu schnappen. Landschnecken halten sich, wie der Name schon sagt, an Land auf. Sie atmen per Lunge und wohl jeder hat schon einmal eine im Schneckentempo über die Straße kriechen sehen.
Hierzulande gibt es rund 260 Landschneckenarten. Diese zu bestimmen, ist vor allem bei den Nacktschnecken nicht ganz einfach, weil sich die kleinen länglichen Nackedeis zum Verwechseln ähneln. Bei den Kollegen, die eine Immobilie mit sich führen (die ja dann genau genommen zur „Mobilie“ wird) ist das einfacher, weil sie in verschiedenen Farben und Formen daherkommen äh … kriechen.
Schnecken leben quasi auf großem Fuß, denn die Kriechfläche wird „Fuß“ genannt. Ihr Körper enthält einen Eingeweidesack, in dem die Organe liegen. Die Nahrung raspeln sie mit ihrer Radula, das ist sozusagen das Maul. Mit ihrer Raspelzunge und vielen minikleinen Zähnchen knurpseln sie ihre Nahrung klein und zerteilen sie in verdaubare Stücke.
Landschnecken tragen ihre Augen an der Spitze ihrer Fühler. Obwohl diese Sehorgane so exponiert liegen, sehen Schnecken eher schlecht. Sie orientieren sich vielmehr über Gerüche und kriechen zielgerichtet zu ihrer gewünschten Nahrungsquelle.
Apropos kriechen: Ja wie kommen die Schnecken eigentlich vorwärts? Diese Art der Fortbewegung haben alle Landschnecken gemeinsam. Sie produzieren quasi ihr eigenes flüssig-schleimiges Kugellager, auf dem sie entlanggleiten. Weinbergschnecken schaffen mit dem Schlitterkurs rund 7 Zentimeter pro Minute, so manche Nacktschneckenarten schalten den Turbo ein und legen bis zu 11 Zentimeter pro Minute zurück.
Doch wie Schneckenforscher wissen, ist Schneckenschleim nicht gleich Schneckenschleim. Für das Kriechen auf der Ebene muss der Glibber schön rutschig sein, damit das Weichtier gut vorwärts kommt. Aber wie ist das, wenn die Schnecke an einer Glasscheibe nach oben kriecht? Für dieses artistische Kunststück gilt: Klebrig ist besser als flutschig, also ändert der Schleim für diesen Anlass seine Zusammensetzung und wird zum Klebstoff.
Der zähe Schleim hat aber auch noch eine ganz andere Funktion. Er verklebt Vogelschnäbel, was die gefiederten Freunde wissen und es tunlichst unterlassen, nach vorbeisausenden Schnecken zu picken.
Weil die Schleimproduktion ganz schön aufwendig ist, haushalten die Tiere gut mit ihrem Gleitmittel – und so kommt es zum bekannten Schneckentempo. Besonders happy sind die kleinen Kriecher, wenn sie die Schleimspur eines Artgenossen finden. Darauf lässt es sich herrlich direkt bis zum anderen Tier hinschlittern – und das ganz ohne eigenen Schleim produzieren zu müssen.
Eins vorweg, gendern geht bei Schnecken anders, denn sie sind Zwitter, also Männchen und Weibchen zugleich. Paaren müssen sie sich aber trotzdem, denn sie können sich nicht selbst befruchten. Bei der Paarung stoßen sie einander ihren Stachel (auch Liebespfeil genannt) in den Fuß. Dabei werden die Eier befruchtet und später in Erdlöchern, Ritzen oder Spalten abgelegt. Wenn die kleinen Schnecken aus den Eiern schlüpfen, sind die Nacktschneckenbabys ganz nackt und die anderen haben schon ein Mini-Häuschen, das noch ganz weich ist. Wenn sie älter werden, wächst das Haus mit.
Zu den bekanntesten „Häuschenschnecken“ zählt wohl die Weinbergschnecke. Dieser Vertreter lebt – auch wenn der Name es vermuten ließe – nicht nur in Weinbergen. Auch Waldränder, Wiesen und Gärten finden diese Schnecken super. Sie lieben die Feuchtigkeit – an Regentagen sind sie oft in Scharen zu sehen, während sie sich an heißen Tagen bis in den späten Abend hinein verkriechen.
Die Nacktschnecken sind vor allem bei den Gärtnern unter uns weniger beliebt. Sie stoßen große Mengen an Schleim ab, den sie sogar zum Schäumen bringen, wenn sie sich bedroht fühlen. Außerdem haben sie einen unbändigen Appetit und knabbern alles an, was grün ist.
Ihr seht, Schnecken sind echte Besonderheiten und es lohnt sich, diese genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn: Die meisten Schnecken sind echte Natur-Helfer, weil sie auch verwesende Pflanzenteile und tote Tiere fressen. Zudem zersetzen sie Pflanzenreste und helfen so bei der Humusbildung mit.
Am besten klappt das Kennenlernen dieser Tiere mit dem Schnecken-Beobachtungsset. Einfach 1–2 Schnecken sammeln und in das Beobachtungsvivarium aus transparentem Kunststoff setzen. Durch die Lüftungsschlitze bekommen die Tiere genügend Luft und werden durch eine Klappe im Deckel mit Futter versorgt. Darin lassen sich die Schnecken prima beim Fressen und Kriechen beobachten und wer ein bisschen Glück hat und zwei Schnecken derselben Art gesammelt hat, erwischt die beiden bei der Paarung (ja, Privatsphäre geht anders, aber Schnecken sind ganz und gar nicht „g’schamig“).
Ein Begleitheft ist auch mit dabei. Das ist super hilfreich, denn darin finden sich viele spannende Informationen über unsere heimischen Schnecken und viel Interessantes und Wissenswertes rund um die friedlichen Kriechtiere.
In diesem Vivarium lassen sich die Schnecken 2–3 Monate halten, bevor sie – na klar – wieder in die Freiheit entlassen werden.
Schaut mal, hier sind unsere Schnecken-Fotos. Die Kleinen sind doch wirklich superschnucklig, nicht wahr? Habt ihr auch Schneckenbilder parat? Schickt sie uns, wir freuen uns schon sehr darauf!
(10.06.2021/DD)
Bald kommt wieder die Schneckenzeit. Ich finde „Weinis“ wunderschön … und zu beobachten, wie sie sich langsam aber stetig (und das sogar manchmal schneller als erwartet) fortbewegen, Pflanzenreste vertilgen, sich bei Gefahr in ihr Häuschen zurückziehen und an Regentagen in großen Mengen durch den Garten kriechen. Einfach beeindruckend!
Danke für den schönen Beitrag.
Liebe Carina, vielen Dank für die tolle Beschreibung der „Weini“-Verhaltensweisen. Da wird die große Tierliebe sofort spürbar. ?