Pareidolie – Wer sieht Gesichter in Gegenständen?

Uii, das Haus hat einen Schlafzimmerblick, der Mülleimer weint herzzerreißend und der Altglascontainer guckt rotzfrech aus der Wäsche.IMG 4957 1

Klingt schräg, nicht wahr? Doch keine Angst, wenn ihr solche Gedanken habt, seid ihr nicht reif für die Insel, sondern seht einfach nur Gesichter in Gegenständen.

Gesichter in Gegenständen sehen – gibt’s das wirklich?

Dieses Phänomen, in Dingen und Mustern Gesichter oder andere vertraute Formen wahrzunehmen, hat sogar einen wissenschaftlichen Namen: Pareidolie. Das Wort stammt aus dem aus dem Altgriechischen und setzt sich aus para = daneben, vorbei und eidolon = Form, Erscheinung zusammen. Der Begriff umschreibt also ein Trugbild, für das unser Gehirn verantwortlich ist.

Warum macht unser Gehirn sowas?

IMG 4445 1Unser Gehirn versucht, alles, was wir sehen, wahrnehmen und erleben, daraufhin zu untersuchen, ob wir es vielleicht schon kennen (weil uns das Sicherheit vermittelt). Das führt dazu, dass scheinbar unvollständige Dinge vom Gehirn komplettiert werden und so in die Gehirnschublade „vertraut“ abgelegt werden können.

Und weil Gesichter und die darin abzulesenden Emotionen in unserem Leben eine ganz besondere Rolle spielen, ordnet unser Gehirn das Label „Gesicht“ recht gerne zu. Da genügen schon einige wenige grobe strukturelle Ähnlichkeiten, die uns traurige, fröhliche, ängstliche oder verschmitzte Gesichter in Gegenständen sehen lassen.

Pareidolie hat sogar Einfluss auf die Kunst

Schon im 15. Jahrhundert ließ sich Leonardo da Vinci von verwitterten, fleckigen oder nassen Flächen inspirieren. Auch die Abklatschtechnik, die Farbverblastechnik oder die Abzugstechnik regen fantasievolle Zeitgenossen dazu an, in Farbklecksen, bunten Spuren und farbigen Rinnsalen, Gesichter oder Formen zu erkennen.

Kleckskunst – Gesichter und Formen in Kunstwerken

Die oben genannten drei Techniken lassen sich super mit Kindern durchführen. Mehr zu diesen und anderen künstlerischen Techniken findet ihr in der Arbeitsmappe Farbe im Kunstunterricht der 1./2. Klasse.

SAM 1981 Abklatschtechnik:Ein Blatt Papier in der Mitte falten und wieder auseinanderklappen. Auf eine Seite möglichst schnell verschiedene Flüssigfarben mit einem Borstenpinsel auftragen und das Blatt wieder zuklappen. Das gefaltete Papier mit den Fingern leicht andrücken und wieder öffnen. Es entsteht ein spiegelbildliches Ergebnis, das zum Raten und Deuten einlädt.
Farbverblastechnik: Auf ein möglichst glattes, nicht saugfähiges Papier eine Farbpfütze tropfen und per Pustekraft in eine oder mehrere Richtungen „verblasen“. Das fertige Pustebild betrachten und gezielt nach Gesichtern oder Formen suchen. Wer möchte, umfährt diese Formen mit einem schwarzen Stift, um sie deutlicher zu machen. P1050222
DSC00510 min scaled e1654586704998 Abzugstechnik: Auf eine Folie (z.B. Prospekthülle) verschiedene Flüssigfarbenmit einem Pinsel auftragen und möglichst schnell (damit die Farbe nicht trocknet) ein Blatt Papier darauflegen. Papier kurz andrücken und zu einer Seite hoch- und wegziehen. Es entstehen Schlieren und viele zufällige Formen.

Wolkendeuter

Einfach eine Picknickdecke schnappen und auf einer Wiese ausbreiten. Gemütlich auf die Decke legen und die vorbeiziehenden Wolken beobachten. Hoppelt da ein Hase herum oder schwimmt ein langer Fisch über uns hinweg? Jagt eine Katze einem Wolkenschmetterling hinterher? Dann heißt es schnell sein und fix beschreiben, was am Himmel zu sehen ist, damit alle anderen schauen können, ob sie es ebenfalls so erkennen können.

Gesichter-Fotosafari

Mit Kameras oder Smartphones gehen wir auf Gesichterjagd und fotografieren alles, was uns an einPHOTO 2022 06 09 16 00 56 Gesicht erinnert. Das können Autos, Motorräder, Zäune, Mauern, Baumstämme, Häuser, Mülleimer oder ganz andere Alltagsgegenstände sein. Im Anschluss daran stellen wir aus allen Gesichter-Fotos eine Collage zusammen und hängen sie auf. Wetten, dass da so mancher interessiert und bewundernd die Gesichter in Gegenständen betrachtet?

Pareidolie – unser Fazit

Was ursprünglich einfach nur eine Marotte von mir zu sein schien, hat sich als superkreatives Projekt mit Kindern entpuppt. Für Kinder ist das eine sehr spannende und lohnenswerte Sache, denn es dient der Kreativitäts- und Wahrnehmungsförderung und erweitert ganz spielerisch den Wortschatz. Und das Allerwichtigste: Es macht meeega Spaß!

Wer noch mehr Beispiele braucht, auf Instagram gibt es unzählige Profile mit tollen Bildern. Zum Beispiel das von Boingquak, die uns auch netterweise Bilder zur Verfügung gestellt haben. Und tolle Bilderrahmen für eure Bilder findet ihr in unserem Shop.

(11.06.2022/DD)

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