Wenn ich eine prunkvolle Villa, eine Kirche oder einen Wolkenkratzer sehe, mit geneigtem Kopf den Schiefen Turm von Pisa betrachte oder darüber nachdenke, dass täglich rund 120.000 Fahrzeuge über die Golden Gate Brücke brettern – saust mir durch den Kopf: Wow, ist das eine faszinierende Architektur – wer konstruiert sowas nur?
Klar, ich weiß schon, dass es das Werk von Architekten ist, die jedes Bauwerk von Anfang an vor ihrem geistigen Auge sehen und dann millimetergenau zu Papier bringen, damit es nachgebaut werden kann, doch wie erlernt man diesen Beruf überhaupt, was macht ihn aus und welche Wege führen dorthin? Ich habe nachgeforscht und werfe einen Blick hinter die Kulissen dieses einzigartigen Berufsfelds.
Mit Kreativität designen sie den Lebensraum und die räumliche Umwelt der Menschen. Per Skizze entstehen neue Einfamilienhäuser, Kirchen, Fabriken, Brücken oder gar ganze Landschaften. Doch welche Arbeitsschritte müssen dabei bewältigt werden?
Bevor Architekten etwas planen können, müssen sie erst einmal den Auftrag dazu erhalten. Häufig gelingt das über Ausschreibungen oder Wettbewerbe. Ist der Auftrag in der Tasche, finden Gespräche mit dem Auftraggeber statt. Dabei wird festgehalten, was genau gewünscht wird und so werden die Planungsgrundlagen erarbeitet. Es ist gar nicht so einfach, immer alle Wünsche des Auftraggebers mit den finanziellen, ökologischen und baurechtlichen Vorgaben in Einklang zu bringen.
Auch in Bezug auf Denkmal-, Brand- und Gesundheitsschutz gibt es vieles, das beachtet werden muss. Und natürlich müssen die Bauwerke sicher sein, dürfen also nicht einstürzen, nur weil ein paar Leute eine Party veranstalten und wild im Zimmer herumhopsen oder viele große Autos über eine Brücke fahren.
Wenn der Bauplan steht, wird dieser dem Auftraggeber präsentiert. Übrigens werden diese Entwürfe und Skizzen heutzutage nicht mehr mit Stift und Papier, sondern am Computer erstellt, Danach kommen verschiedene Firmen und Handwerker ins Spiel, die diesen Bauplan umsetzen.
Dabei ist Durchsetzungsvermögen gefragt, denn es gilt, dafür zu sorgen, dass alles termingerecht abläuft und auch die Kosten für das Bauvorhaben im Blick behalten werden. Und so sind Architekten häufig auch auf der Baustelle anwesend, um den Bauprozess zu überwachen.
Der Weg zu diesem Beruf führt in der Regel über ein Architekturstudium an einer anerkannten Universität oder Hochschule. Dieser Studiengang beinhaltet eine breite Palette von Fächern, darunter Design, Bautechnik, Stadt- und Landschaftsplanung, Statik, Baustoffkunde, Geschichte der Architektur und sogar Aspekte des Baurechts.
Aber nicht nur die Theorie spielt eine Rolle, in Praktika und Praxissemestern werden auch praktische Erfahrungen vermittelt.
Die Berufsbezeichnung “Architekt” darf nur tragen, wer Mitglied in der Architektenkammer eines Bundeslandes ist. Und nur wer mindestens 8 Semester erfolgreiche Studienzeit und Berufserfahrung nachweist, kann dort eingetragen werden.
Sie arbeiten oft in Architekturbüros, Ingenieurbüros, Bauunternehmen oder Regierungsbehörden. Auch in Unternehmen der Bauindustrie, bei Bauträger- und Wohnungsbaugesellschaften, in Immobilienfirmen oder im öffentlichen Dienst z.B. in Bauämtern werden sie gebraucht. Sie können aber auch freiberuflich tätig sein und ihre eigenen Projekte planen und umsetzen.
Die Arbeitszeiten können variieren, ganz besonders in Bauphasen, in denen enge Fristen eingehalten werden müssen. So sind Überstunden keine Seltenheit, wenn es darum geht, ein Projekt rechtzeitig abzuschließen.
Wer diesen Beruf ergreifen möchte, muss in der Lage sein, die Bedürfnisse der Kunden zu verstehen und gleichzeitig technische Anforderungen zu erfüllen. Auch Dienstreisen und das Arbeiten in lauter und staubiger Umgebung dürfen kein Problem darstellen.
Von der antiken Architektur bis hin zu modernen Wolkenkratzern gibt es viele berühmte Bauwerke, die Geschichte und Entwicklung der Architektur geprägt haben und einen bleibenden Eindruck hinterlassen, z.B. die Pyramide von Gizeh, der goldene Pavillon in Kyoto, die große Moschee von Djenné in Mali (das größte Lehm-Bauwerk), die Kathedrale von Chartres, Schloss Neuschwanstein in Bayern und viele mehr.
Die Elbphilharmonie (auch liebevoll Elphi genannt) ist ein 110 m hohes Konzerthaus in Hamburg und das Werk der Architekten Pierre de Meuron, Jacques Herzog und Ascan Mergenthaler. Die Baukosten beliefen sich auf rund 866 Millionen Euro. Wer die atemberaubende Aussicht dort dauerhaft genießen will, kann dort eine der insgesamt 44 Wohnungen kaufen oder ein Apartment (für rund 12.000 Euro im Monat) mieten.
Die Kirche von Mogno im Schweizer Kanton Tessin ist Johannes dem Täufer gewidmet. Sie wurde von Mario Botta in den Jahren von 1992 bis 1996 entworfen und erbaut. Der faszinierende Hell-Dunkel-Effekt der Außenseite entsteht durch abwechselnde Lagen aus Marmor und Gneis. Ebenfalls aus Bottas Feder stammt das San Francisco Museum of Modern Art.
Antoni Gaudí (1852–1926) ist für die Basilika Sagrada Família, Park Güell, Casa Batlló etc. bekannt.
Acht der Werke des US-amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright (1867–1959 wurden sogar in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufgenommen, z.B. Unity Temple (llinois), Frederick C. Robie House (Chicago), Hollyhock House (Los Angeles), Fallingwater (Pennsylvania).
Frei Otto (*1925) ist für seine Zeltdachkonstruktionen und Membranarchitektur berühmt. Eines seiner bekanntesten Projekte ist das deutsche Pavillon-Zelt für die Weltausstellung Expo 67 in Montreal, Kanada.
Zaha Hadid (1950–2016), ist unter anderem für das Phaeno in Wolfsburg oder das Reinhold-Messner-Museum in den Dolomiten bekannt.
Von der größten Kathedrale bis zum längsten Wolkenkratzer – die Welt der Architektur ist voller beeindruckender Rekorde und Meisterleistungen. Wer die verschiedenen Bauwerke genauer betrachtet, nimmt die unglaubliche Vielfalt und Kreativität wahr.
Der Beruf des Architekten ist ein spannendes und vielfältiges Feld. Mit Einsatz, Kreativität und Leidenschaft gelingt es dieser Berufsgruppe, die Welt um uns herum für lange Zeit zu gestalten und zu verändern.
(20.04.2024/DD)
In unserer Serie „Traumberufe und was man dafür können muss“ findet ihr spannende Infos und Tipps für euren Wunschberuf.
