Die Magie des Vorlesens – Warum wir unseren Kindern öfter Geschichten vorlesen sollten

In einer Welt, die von Bildschirmen und schnellen Reizen geprägt ist, droht eine wundervolle Tradition in Vergessenheit zu geraten: das Vorlesen.

Sicher habt ihr schon einmal einer spannenden Geschichte gelauscht und euch vorgestellt, wie ihr selbst die Abenteuer erlebt? Vorlesen ist wie eine Reise in ferne Welten, bei der ihr eurer Fantasie freien Lauf lassen könnt. Es ist gemütlich, aufregend und macht einfach Spaß!

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Dieser Beitrag möchte euch zeigen, warum Vorlesen für Kinder so unglaublich wichtig ist, euch mit aktuellen Fakten und Studien versorgen, praktische Tipps für den Alltag geben und euch mit Buchempfehlungen inspirieren.

Denn Vorlesen ist mehr als nur eine Gute-Nacht-Geschichte – es ist ein unverzichtbares Werkzeug für die gesunde Entwicklung unserer Kinder.

Zahlen, Daten, Fakten: Aktuelle Studien zum Vorleseverhalten

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Aktuelle Studien, wie der jährlich erscheinende Vorlesemonitor, liefern wichtige Einblicke in das Vorleseverhalten in Deutschland. Der Vorlesemonitor 2024 zeigt, dass wieder ähnlich viele Eltern ihren Kindern vorlesen wie vor der Covid-19-Pandemie.

Dennoch wird rund einem Drittel der 1- bis 8-jährigen Kinder in Deutschland selten oder nie vorgelesen. Besonders kritisch ist die Situation bei den jüngsten Kindern vor dem Kita-Eintritt und bei älteren Kindern, die gerade erst mit dem Lesenlernen beginnen.

Ein Blick auf die Entwicklung zeigt, dass der Anteil der Kinder, denen selten oder nie vorgelesen wurde, nach einem Anstieg während der Pandemie erfreulicherweise wieder sinkt.

Im Jahr 2023 gaben deutlich mehr Eltern an, ihren Kindern regelmäßig vorzulesen: 63,4 Prozent im Vergleich zu 61,3 Prozent im Vorjahr 2022.

Die Häufigkeit des Vorlesens nimmt tendenziell ab, je älter die Kinder werden. Zudem zeigt sich, dass Eltern mit formal niedriger Bildung ihren Kindern seltener vorlesen. Interessanterweise lesen Eltern, denen in ihrer eigenen Kindheit vorgelesen wurde, ihren Kindern häufiger vor – unabhängig vom eigenen Bildungshintergrund.

Ähnliche Tendenzen zeigen sich auch in anderen Ländern. Experten empfehlen für Babys und Kleinkinder kurze Vorlesezeiten von 5 bis 10 Minuten, während ältere Kinder bis zu 30 Minuten oder länger aufmerksam zuhören können. Wichtig ist vor allem die Regelmäßigkeit.

Die Superkräfte des Vorlesens: So profitiert die Entwicklung Ihres Kindes

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Das Vorlesen ist weit mehr als nur eine gemütliche Routine; es ist ein kraftvolles Werkzeug, das die Entwicklung von Kindern in vielfältiger Weise unterstützt und ihnen wichtige Fähigkeiten für ihr ganzes Leben mitgibt. Die positiven Auswirkungen erstrecken sich über verschiedene Bereiche und legen den Grundstein für schulischen Erfolg, soziale Kompetenz und emotionale Reife:

  • Sprachliche Entwicklung
    • erweitert den Wortschatz
    • verbessert das Sprachverständnis
    • schult das Gefühl für Grammatik und Satzstrukturen
    • Fördert die phonologische Bewusstheit
    • kann bis zum Schuleintritt den Wortschatz um bis zu 290.000 Wörter erweitern
  • Kognitive Entwicklung
    • stimuliert die Vorstellungskraft
    • schult das Gedächtnis
    • verbessert die Konzentrationsfähigkeit
    • regt das kritische Denken an
  • Emotionale und soziale Entwicklung
    • fördert die Entwicklung von Empathie
    • hilft Kindern, eigene Emotionen besser zu verstehen und einzuordnen
    • stärkt die Bindung zwischen Kind und Vorleser
    • vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit
    • zeigt andere Perspektiven auf
    • kann helfen, eigene Probleme zu erkennen und Lösungsansätze zu finden

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Warum wird heutzutage weniger vorgelesen?

Es gibt verschiedene Gründe, warum Kindern heutzutage möglicherweise weniger vorgelesen wird:

  • Zeitliche Einschränkungen: Berufstätigkeit beider Elternteile und ein stressiger Alltag führen oft zu Zeitmangel für gemeinsame Aktivitäten wie Vorlesen.
  • Medienkonsum: Digitale Medien konkurrieren um die Aufmerksamkeit von Kindern und Eltern, was zu einer geringeren Zeit für Bücher führen kann.
  • Fehlende Priorisierung: Vorlesen wird manchmal als weniger wichtig angesehen, sobald Kinder selbst lesen können, obwohl es viele weitere Vorteile hat.
  • Vermeintliches Desinteresse: Eltern nehmen manchmal an, dass ihre Kinder nicht am Vorlesen interessiert oder zu unruhig dafür sind.
  • Rückgang des Lesens bei Erwachsenen: Kinder, die ihre Eltern nicht lesen sehen, sind möglicherweise weniger motiviert, sich vorlesen zu lassen.

So wird Vorlesen zum Erlebnis: Praktische Tipps

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Auch in einem vollem Alltag lässt sich das Vorlesen integrieren und für Kinder ansprechend gestalten. Hier sind einige praktische Tipps:

Wie Sie das Vorlesen in den Alltag integrieren können:

  • Feste Vorleserituale: Feste Vorlesezeiten z.B. vor dem Schlafengehen, nach dem Mittagessen einplanen.
  • Spontane Momente: Auch ruhige Augenblicke im Alltag lassen sich spontan zum Vorlesen nutzen.
  • Familien-Lesezeit: Auch ältere Geschwister können den jüngeren vorlesen, das stärkt zudem die Geschwisterbindung.
  • Besuche in der Bibliothek: Kinder lieben es, in die Bibliothek zu gehen, und ihre Bücher selbst auszuwählen.
  • Vorleseaktionen: Vorleseangebote in Buchhandlungen oder der Gemeinde sind ein prima Anlass, neue Bücher kennenzulernen und das Vorlesen zu genießen.

Ideen, um das Vorlesen für Kinder ansprechend und interaktiv zu gestalten:

  • Interaktive Bücher: Bücher mit Klappen, Texturen oder anderen Elementen laden zum Mitmachen ein.
  • Lebendige Stimme: Nutzen Sie verschiedene Stimmen und Tonlagen für die Charaktere.
  • Fragen stellen: Kinder werden zum Mitdenken angeregt, wenn Fragen zum Inhalt oder zu den Bildern gestellt werden.
  • Kinder entscheiden mit: Das Interesse wächst, wenn die Kinder das vorzulesende Buch selbst auswählen dürfen.
  • Spannung aufbauen: Dramatische Pausen und Soundeffekte machen das Vorlesen zum Abenteuer.
  • Realitätsbezug: Bezüge zum eigenen Leben oder zu aktuellen Ereignissen machen das Vorgelesene realistischer und das Kind kann sich damit identifizieren.
  • Kinder aktiv einbinden: Ältere Kinder können Teile des Textes selbst lesen- so entsteht ein Vorlese-Duett.
  • Diskutieren: Sprechen Sie über die Handlungen und Entscheidungen der Charaktere.
  • Kreative Beschäftigung: Während des Vorlesens können die Kinder malen, bauen oder mit Knete spielen.
  • Bilder beschreiben: Auch die Illustrationen sind einen Blick wert und können verbalisiert werden.
  • Wortlose Bilderbücher: Hier ist die Kreativität der Geschichten-Erfinder gefragt.
  • Lieblingsgeschichten: Kinder lieben es, dieselben Geschichten immer wieder zu hören.

Lesestoff für kleine und große Ohren: Empfehlungen für altersgerechte Bücher

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Die Auswahl an Kinderbüchern ist riesig. Hier sind einige nach Altersgruppen sortierte Empfehlungen:

Buchtipps für Babys und Kleinkinder (0–3 Jahre):

  • Bücher mit einfachen Reimen und Rhythmen wie „Ich grunze! Glaubst du nicht? Dann kraule mich!“ oder „Hör mal rein, wer kann das sein? – Lieblingstiere“.
  • Bücher mit kontrastreichen Bildern und einfachen Motiven, zum Beispiel „Guck mal! Fühl mal!“ oder „Mein erstes Tierbuch“.
  • Fühlbücher und Bücher mit interaktiven Elementen wie „Mein allererstes Beißbuch“ oder „Mein Filz-Fühlbuch: Kuckuck, kleines Huhn!“.
  • Klassiker wie „Die kleine Raupe Nimmersatt“ von Eric Carle , „Gute Nacht, Mond“ von Margaret Wise Brown und „Der kleine blaue Traktor“ von Alice Schertle. Auch „Mein Esel Benjamin“ von Hans Limmer und Lennart Osbeck ist ein Klassiker mit tollen Fotografien.

Empfehlungen für Vorschulkinder (3–5 Jahre):

  • Humorvolle Geschichten und Bücher mit einprägsamen Charakteren wie „Der Grüffelo“ von Julia Donaldson, „Pizzakatze“ oder „Das NEINhorn“.
  • Bilderbücher, die zum Nachdenken anregen und erste Konzepte vermitteln, wie „Das Farbenmonster“ oder „Der Regenbogenfisch“ von Marcus Pfister.
  • Beliebte Serien wie „Lieselotte“ von Alexander Steffensmeier oder „Die kleine Hummel Bommel“ von Britta Sabbag und Maite Kelly. Auch „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?“ ist ein beliebtes Bilderbuch.

Interessante Bücher für Schulkinder im Grundschulalter (6–10 Jahre):

  • Erste Kapitelbücher, die in überschaubaren Abschnitten gelesen werden können, wie „Chaoskrümel & Nervensäge“ von Sinikka Nopola oder „Die Schule der magischen Tiere“ von Margit Auer.
  • Bücher, die Abenteuer, Freundschaft und wichtige Werte vermitteln, wie „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ von Michael Ende oder „Die Konferenz der Tiere“ von Erich Kästner. Für ältere Grundschulkinder ist vielleicht schon „Harry Potter und der Stein der Weisen“ von J.K. Rowling geeignet.
  • Sachbücher zu spannenden Themen wie „Entdecke Tiere in der Stadt“ oder „Entdecke Tiere auf dem Bauernhof“ von Katrin Wiehle. Auch „Was machen wir im Zoo?“ bietet einen Einblick in den Alltag der Tierpfleger.

Fazit: Gemeinsam für mehr VorlesemomenteExtra Bild Kinder vorlesen 4

Vorlesen ist ein Geschenk – ein Geschenk an unsere Kinder, das ihnen weit mehr mitgibt als nur Geschichten. Es fördert ihre Sprache, schärft ihren Geist, stärkt ihr Herz und verbindet uns auf eine ganz besondere Weise.

Die Studien zeigen deutlich, wie wichtig Vorlesen für die Entwicklung ist, und die praktischen Tipps helfen uns, es in unseren Alltag zu integrieren.

Hier gehts zu all unseren Buch-Empfehlungen.

(05.04.2025/MP)

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