Nachgefragt …

Projektfindung in Kiga und Schule … wie bereitet ihr eure Themen für den Einsatz im Kindergarten oder euren Unterricht vor?

Von außen sieht das immer so easy aus. Die Kinder bearbeiten in Kiga oder Schule gerade ein neues Thema und bekommen dabei interessante Fakten, Aufgaben, Spiele, Texte und vieles mehr präsentiert. Manches erleben die Eltern in Form von Hausaufgaben oder „Mitbringsel“ der Kinder live mit, aber wie viel Arbeit und Projektvorbereitung für Kiga und Schule hinter alldem stecken, ist von „außen“ nicht erkennbar.

Deshalb fragen wir heute mal gezielt bei Karla nach, wie die Vorbereitungen auf neue Themen oder Projekte in der Kita ablaufen und Sofija und Ria berichten von ihren Erfahrungen in der Grundschule.

Themenfindung nach Saison?

ALS: Jetzt ist es Herbst und da bieten sich Themen rund um Igel, Eichhörnchen, Kastanien, Herbstblätter oder Halloween an. Ist die Themenfindung so linear oder spielen noch andere Faktoren eine Rolle? Wenn ja, welche?

Karla: Der Wechsel der Jahreszeiten im Jahreskreis bietet ein Schauspiel der besonderen Art für die Kinder, das sie bei der Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt aktiv erleben. Als Pädagogin greift man immer wieder gerne Themen auf, die im Jahreskreis gerade aktuell sind und die Kinder somit auch hautnah erleben. Wesentliche Grundlagen für eine gute und individuelle Planung stellen die Beobachtung der Kinder und der Dialog mit ihnen dar.

Je intensiver der Blick auf die Bedürfnisse der Jungen und Mädchen gerichtet ist, desto schneller erkennt man Interessens- und Förderschwerpunkte, welche man in die Planung einbezieht. Oft ergeben sich dabei auch mehrere Schwerpunkte und es bedarf einer sehr individuellen und umfangreichen Planung und Vorbereitung. Im Sinne der Inklusion sollte man sich immerzu die Fragen stellen: „Was braucht dieses Kind jetzt gerade?“ und „Wie kann ich seine Entwicklung bestmöglich fördern und unterstützen?“

Sofija: Ich schaue natürlich schon, welches Thema zeitlich zur jeweiligen Jahreszeit passt. Wenn im Bildungsplan zum Beispiel die Thematik „Raumdarstellung“ mit „Überschneidung oder Staffelung“ gefordert wird, kann man diese zum Beispiel gut auf herbstliche Themen übertragen z.B. einen Korb mit Feldfrüchten, die im Herbst geerntet werden.

Manche Themeninhalte wie Halloween sind natürlich Selbstläufer und kommen bei den Schülern und Schülerinnen schon alleine wegen des Inhalts gut an. Andere Themen wie z.B. Naturstudien wie das Abzeichnen von Kastanien kommen dagegen nicht so gut an, weil sie langweilig anmuten. Hat sich die Klasse aber einmal in das Abzeichnen „hineingefriemelt“, gibt es viele, die die Lust am genauen Beobachten und Abzeichnen plötzlich doch für sich entdecken.

Ria: In den Hauptfächern orientiere ich mich recht nah an den Lehrwerken. Diese sind auf die Lehrpläne abgestimmt und didaktisch gut aufbereitet. Parallel dazu versuche ich immer passende Themen einfließen zu lassen. Gerade Deutsch und Sachunterricht lassen sich so gut verbinden.

In Fächern wie Kunst oder Musik hat man natürlich noch mehr „Freiheiten“. Hierzu spreche ich mich besonders viel mit meinen Kollegen und Kolleginnen im Jahrgang ab. Jeder bringt seine Ideen und Erfahrungen ein und so ergänzen wir uns gut.

Projektvorbereitung für Kiga und Schule nach Bildungsplan?

ALS: Könnt ihr auch eigene Schwerpunkte und Vorlieben einbringen oder seid ihr stark an die Vorgaben des Bildungsplans gebunden?

Karla: Der Bildungsplan gibt einen guten Rahmen, in dem man sich kreativ und individuell bewegen kann. Jede Pädagogin hat natürlich auch eigene Vorlieben, Stärken und Schwerpunkte. Ich liebe es beispielsweise, mit den Kindern kreativ zu sein und von den Kindern, die noch so unbefangen kreativ sind, zu lernen.

Die Ideen bei der kreativen Gestaltung oder auch in kreativen Gesprächen, wenn man zuhören darf, wie schön, unkompliziert und lustig sich Kinder die Welt erschließen, bereichern mich ungemein. Eine Aussage eines Jungen, welcher mittlerweile schon die Schule besucht, bleibt mir sehr gerne in Erinnerung: „Mein Gehirn ist gefüllt mit bunten Ballons, in denen immer eine Idee steckt. Zerplatzt ein Ballon, dann wächst sofort ein neuer mit einer neuen, schönen Idee!“.

Ein Hauptschwerpunkt meiner Arbeit stellt auch die Begleitung von Kindern mit körperlicher und/oder geistiger Beeinträchtigung dar. Der Einsatz der Gebärdensprache als Kommunikationsbrücke, zählt zu meinen ganz individuellen Vorlieben, welchen ich als große Bereicherung in der Kommunikation mit den Kindern erlebe. Es freut mich, wenn ich beobachten darf, dass Kinder durch den Einsatz der Gebärden Hemmungen verlieren, sich mitzuteilen und mit anderen ins Gespräch zu kommen.

Die Förderung der Selbstwirksamkeit, also die Arbeit mit dem und nicht am Kind, ist eine sehr wichtige Zielsetzung vor allem in der Begleitung beeinträchtigter Kinder.

Sofija: Der Bildungsplan gibt Themen ja nur grob vor. Das heißt, dass ich bestimmte Themen an Inhalte binden kann, die den Schülern und Schülerinnen gefallen oder mit denen ich schon Erfahrungen gesammelt habe und von diesem Wissen profitieren kann. Ich erstelle zum Beispiel gerne kleine Kurzfilme in der Stop-Motion-Technik mit Knete. Dabei kommen meistens gute Ergebnisse heraus und die Klassen sind begeistert.

Ich lasse mich also nicht zu sehr von bestimmten Vorgaben einengen und probiere auch immer wieder gerne neue Sachen aus – auch auf Empfehlung von meinen Kollegen und Kolleginnen. Früher waren die Bildungspläne in Baden-Württemberg noch eng getaktet und es wurde streng vorgegeben, was mit den Schülern und Schülerinnen zu bearbeiten war. Zum Glück sind diese Zeiten vorbei. Denn ist man im bildnerischen Bereich sicher unterwegs, engt das einfach zu sehr ein.

Ria: An unserer Schule entwickeln wir so genannte schuleigene Arbeitspläne, die auf den curricularen Vorgaben beruhen, die aber für jedes Fach von uns Lehrkräften geschrieben werden. So können alle ihre Erfahrungen einbringen und die Themen abgestimmt auf die Schule entwickeln. Es ist immer toll, wenn man Projekte, die man schon einmal durchgeführt hat, beim nächsten Mal weiterentwickeln und vor allem an andere weitergeben kann.

ALS: Nutzt ihr fremde Materialien zur Projektvorbereitung für Kiga und Schule? Was muss darin enthalten sein, damit diese für euch nutzbar sind? Welche Inhalte/Aspekte sind euch wichtig?

Karla: Bei der Planung und Vorbereitung wähle ich gern aus verschiedenen Quellen und adaptiere es dann auf die Bedürfnisse der Kinder meiner Gruppe. Beim Einsatz der Materialien ist mir besonders wichtig, dass die Kinder ganzheitliche Lernerfahrungen, die möglichst viele Sinne ansprechen, sammeln können. Je mehr Sinne bei der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Themen angesprochen werden, desto prägender, interessanter und lustvoller wird der Lerninhalt wahrgenommen.

Sofija: Ich schaue mir immer wieder an, was die Bildungsverlage im Angebot haben und bestelle wirklich nur die Hefte, die viele Bilder zeigen, deren Anleitungen simpel und gut umsetzbar sind und für die man nicht noch ellenlang Material einkaufen und besorgen gehen muss – Frei nach dem Motto: „In der Kürze (und der Simpelheit) liegt die Würze!“

Ria: Gerade in Fächern, die ich fachfremd unterrichte und in denen ich noch nicht viel Erfahrung gesammelt habe, greife ich sehr gerne auf fremde Materialien zurück. Das Angebot ist natürlich sehr groß und man muss sehr genau auswählen, was man wirklich nutzen möchte.

Zu viele Materialien bringen mich im Unterrichtsalltag zu sehr durcheinander. Mir ist die einfache Umsetzung sehr wichtig, zum Beispiel, dass man auf Alltagsmaterialien zurückgreifen kann. Außerdem finde ich es ansprechend, wenn das Material das Vorgehen nicht zu eng vorgibt, sondern noch Raum für Kreativität lässt.

Der zeitliche Aspekt

ALS: Wie frühzeitig plant ihr eine Einheit? Tage oder Wochen vorher? Wie lange sitzt ihr in der Regel an euren Projektvorbereitung für Kiga und Schule? Und wie oft stimmt eure Vorstellung, wie eine Einheit ablaufen könnte, mit der Realität überein?

Karla: Die Vorbereitung und Umsetzung verlangen von der Pädagogin immer wieder Flexibilität und eine ausführliche Dokumentation der Arbeit. Natürlich habe ich gewisse Vorstellungen, wenn ich gezielte Förderimpulse setze, trotzdem stehen der Dialog und die Bedürfnisse der Kinder bei der Durchführung für mich an erster Stelle.

Es kann dann öfter vorkommen, dass mein Vorhaben bei der Durchführung mit den Kindern ganz neue, kreative Wege einschlägt und ich finde es schön, wenn die Ideen der Kinder auch direkt aufgegriffen werden und sich daraus im besten Fall eine neue Planung mit individuellen Prozessen ergibt.

Mein ganz individuelles Ziel bei der Begleitung von Kindern stellt auch der Spaßfaktor dar. Jedes Kind sollte mehrmals am Tag gelacht oder zumindest gelächelt haben – erst wenn das gelungen ist, war es ein erfolgreicher Tag.

Sofija: Ich plane die Arbeiten in den Sommerferien grob vor und dann von Ferienabschnitt zu Ferienabschnitt. Außerdem haben wir in der Schule einen Stoffverteilungsplan, an den wir uns halten sollten. Ich mache das deswegen nur „grob“, weil ich die Erfahrung gemacht habe, immer zu viel in ein Schuljahr zu packen und dann mit dem Stoff nicht fertig zu werden.

Erfahrungsgemäß fehlen immer wieder Stunden, entweder, weil die Klasse fehlt oder man selbst einmal weg ist. Falls eine Klasse doch schnell arbeitet, habe ich immer Zusatzaufgaben parat, die mit dem eigentlichen Thema im Zusammenhang stehen.

Ria: Zu Anfang des Schuljahres entwickle oder überarbeite ich die Stoffverteilung für das ganze Schuljahr. Gerade im Anfangsunterricht ist eine sehr langfristige Planung aber aus meiner Sicht nicht sinnvoll. Immer wieder muss man die Planung abändern und spontan auf Schwierigkeiten oder besondere Interessen der Schülerinnen und Schüler reagieren. Ich versuche immer, die nächsten Ferien als Anhaltspunkt zu nehmen, bis dahin grob zu planen und dann Woche für Woche die Feinplanung vorzunehmen.

Vielen Dank, dass ihr euch Zeit für uns genommen und unsere Fragen zur Projektvorbereitung für Kiga und Schule so ausführlich beantwortet habt.

Alle unsere Nachgefragt-Themen findet ihr hier.

(20.10.2021/DD)

Interessante Produkte für die Projektvorbereitung für Kiga und Schule:

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