Nichts für den König – Kinderbuchempfehlung ab 4 Jahren

„Woran denkst du gerade“, frage ich den sechsjährigen Ben, der verträumt ins Leere blickt. „An nichts“, lautet die prompte Antwort. Das lässt in meinem Kopf Erinnerungsglöckchen klingeln. Nichts – hatten nicht schon Platon, Hegel und viele andere Philosophen versucht, dieses Nichts zu analysieren?

Was ist Nichts? Gibt es das überhaupt und wenn ja, wo? Und lässt sich Nichts wirklich denken?

Fragen über Fragen, die sich auch prima mit Kindern erörtern lassen. Als Einstieg dient dieses Buch:

Nichts für den König

Text und Illustration: Oliver Tallec | Übersetzung: Ina Kronenberger| Verlag: Gerstenberg, 1. Auflage 2024, 40 Seiten | Empfohlenes Lesealter: ab 4 Jahre | Preis: 15,00 € / ISBN: 978-3836962384

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Könige sind reich und haben deshalb so ziemlich alles, was man sich nur vorstellen kann. Im Schloss des kleinen Königs ist es jedenfalls so. Dort stapeln sich die wunderlichsten Dinge.

Der König legt immer wieder neue Sammlungen an und ordnet und sortiert diese mit Vorliebe. Und wer alles hat, dem fehlt im Grunde nichts. Na ja, oder eben doch: „Nichts“.

Und als dem König dieser Umstand bewusst wird, fordert er von seinem Hofstaat: „Ich will Nichts!“ Doch weil diese das „Nichts“ nicht auftreiben können, macht er sich selbst auf die Suche nach ebendiesem Nichts. Wo findet man dieses Nichts?

Er durchsucht seine Sammlungen, wälzt Bücher, sucht in der Wüste, im Universum und hofft sogar, über das Nichtstun an das Nichts zu gelangen, aber auch das Nichtstun ist schwieriger als gedacht.

Doch der König gibt nicht auf. Er beschließt, einfach alles andere loszuwerden, um diesem Nichts, falls es dann mal Einzug halten sollte, einen würdigen Platz gewähren zu können.

Unsere Meinung

Seite für Seite erleben wir mit, wie der kleine König versucht, das Nichts zu finden. Was auf den ersten Blick absurd klingt, ist bei näherer Betrachtung gar nicht mal so schräg. Denn wenn wir mal wirklich versuchen, uns das „Nichts“ vorzustellen, merken wir, dass das gar nicht so einfach ist. Selbst an einer Stelle, an der wir nichts sehen können, ist nicht nichts, denn da tummeln sich dann ja Luftteilchen oder Schallwellen oder Duftmoleküle und und und.

Mit diesem Bilderbuch stellt Olivier Tallec also eine tiefgehende philosophische Frage: Was ist das „Nichts“ – und wie lässt es sich begreifen? Unser Leben ist durch ständige Präsenz von Dingen geprägt: überall ist immer etwas – etwas das wir sehen, riechen, schmecken, spüren oder hören können.

Das „Nichts“ hingegen entzieht sich unserer Vorstellungskraft – wir können es uns nicht als konkretes Objekt vorstellen. Und dennoch kennen wir es zumindest theoretisch als Idee.

Und blockiert uns unser ganzer Besitz und Konsum vielleicht auch so sehr, sodass wir für manches, wie zum Beispiel für das Nichts gar keinen Platz mehr haben?

Die königliche Suche wird samt dessen Verzweiflung in eindrucksvollen, großformatigen Bildern inszeniert. Mit wenigen, kräftigen Farben und klarer Linienführung präsentiert der Autor, der hier gleichzeitig auch als Illustrator fungiert, den kleinen König und seine Umgebung in stilisierter Form.

So entsteht eine gemeinsame, nachdenklich-heitere Reise mit offenem Ende – und die viel Spielraum für philosophische Diskurse lässt.

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Unser Fazit für Leser ab 4 Jahren:

Ein besonderes Buch, das zum Weiterspinnen einlädt. Darüber hinaus wurde es mit dem Luchs-Preis ausgezeichnet.

Radio Bremen und „Die Zeit“ stellen alle vier Wochen ein Kinder- oder Jugendbuch vor, das aus der Masse der Neuerscheinungen herausragt und vergeben den Luchs-Preis für Kinder- oder Jugendliteratur. Aus den zwölf Monatspreisträgern wird der Jahres-Luchs gekürt.

Bewertung

Ob die tiefergehende Moral des Buches tatsächlich für die kindlichen Leser erkennbar ist, sei an dieser Stelle dahingestellt, aber unterhaltsam und anregend ist es auf jeden Fall, weshalb wir 5 von 5 „Nichtse“ vergeben (Anm. d. Red. Zur besseren Anschauung wurden diese Nichtse in Kästchen dargestellt 😊)

Titelbild Blog Bewertung

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(24.05.2025/DD)

 

Weitere tiefsinnige Bücher von Oliver Tallec, die zum Nachdenken und Philosophieren einladen:

Nur ein kleines Bisschen

Das ist mein Baum

Ich will kein Eichhörnchen mehr sein

Ist Amsel tot?

 

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