Tierische Porträts: Der Waschbär

Schepper, rumpel, klirr, schubber, kratz. Diese Geräusche dringen am späten Abend von draußen an mein Ohr. Alarmiert springe ich auf, reiße die Haustür auf und sehe ein kleines pelziges Tier, das offensichtlich eine Augenbinde trägt und in unserer Mülltonne wühlt. Waschbär

Meine Gefühle sind zwiegespalten. Ich schwanke zwischen „Ohhhh, wie süß!“, “Wie zum Geier hat er die Mülltonne aufgekriegt?“ und „Mist, wie bekomme ich den nur wieder weg?“

Als ich gerade noch darüber nachsinne, was ich jetzt tun soll, macht der kleine Fratz die Biege und verschwindet in der Nacht. Sein geringelter Schwanz ist das Letzte, was ich sehe, bevor die Dunkelheit ihn verschluckt.

Dieses Erlebnis macht mir deutlich, dass ich nicht wirklich viel über Waschbären weiß und denke, euch geht’s vielleicht ebenso. Und deshalb habe ich mal ein bisschen zu den coolen, kleinen Banditen recherchiert und einige überraschende Dinge herausgefunden.

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Wie sehen Waschbären aus?

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Waschbären sind selbst von Laien ratzfatz zu erkennen: Graues, flauschiges Fell, kleine runde Öhrchen, schwarze Knopfaugen, um die sie eine markante schwarze „Maske“ tragen und besonders auffällig ist natürlich der gestreifte Schwanz, der wie ein cooles Accessoire aus einer Modekollektion wirkt.

Wie kamen Waschbären zu ihrem Namen?

In Gefangenschaft lebende Waschbären tauchen ihre Nahrung oft ins Wasser, was als „Waschen“ interpretiert wurde, aber höchstwahrscheinlich handelt es sich dabei um einen natürlichen Bewegungsablauf, der daher rührt, dass wildlebende Waschbären ihre Nahrung an Fluss- oder Seeufern suchen, wo sie mit den Vorderpfoten unter Steinen und anderen Verstecken nach Krebsen und Fischen tasten.

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Waschbärarten – Klein, aber fein!

Waschbären zählen zur Familie der Kleinbären. Es gibt verschiedene Arten von Waschbären, aber die bekannteste ist der Nordamerikanische Waschbär (Procyon lotor), der es geschafft hat, sich in vielen verschiedenen Lebensräumen weltweit zu etablieren.

Die anderen Waschbärarten sind teils weniger verbreitet, aber auch interessant. Zum Beispiel gibt es den Guadeloupe-Waschbären auf einer kleinen Insel in der Karibik, der sich an das Leben in tropischen Klimazonen angepasst hat.

Wo leben Waschbären und was fressen sie?

Die nachtaktiven Tiere sind echte Überlebenskünstler! Sie kommen ursprünglich aus Nordamerika, sind aber mittlerweile auch in vielen Teilen Europas und Asiens daheim.

Sie leben in Wäldern, aber weil sie so frech und unerschrocken sind, fühlen sie sich auch in städtischen Gebieten super wohl. Klar, wer will schon mühevoll auf die Jagd gehen, wenn es Menschen mit rappelvollen Mülltonnen gibt?Extra Bild Waschbaer 11

Wählerisch sind sie nicht, denn Waschbären sind Allesfresser. In freier Wildbahn jagen sie am Wasser. Nahe am Ufer von Bächen und Seen erbeuten sie Frösche, kleine Krebse und Fische. Dabei tasten sie mit ihren kleinen, flinken Vorderpfoten unter Wasser nach Beutetieren.

Aber auch Vögel, Echsen, Salamander und Mäuse stehen auf ihrem Speisezettel und auch Obst und Nüsse finden sie lecker.

Wenn Waschbären Mülltonnen plündern, sind sie mit ihrer Nahrungsauswahl noch viel weniger zimperlich, da landen auch Chips, Kekse, Brot und Katzen- oder Hundefutter im kugelrunden Waschbärbauch.

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Fortpflanzung

Waschbären sind seeeehr fortpflanzungsfreudig und so wächst eine Waschbär-Familie super schnell. Die Männchen sind meist nur in der Paarungszeit dabei, während die Weibchen die Verantwortung für die Aufzucht der Jungen übernehmen.

In den Frühling- oder Sommermonaten kommen nach einer Tragezeit von etwa 65 Tagen zwischen zwei und fünf kleine Waschbär-Babys auf die Welt – diese werden dann von ihrer Mutter behütet und in die Kunst des „Raubzugs“ eingeführt.

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Funfacts

  • Elefantöses Gedächtnis: Waschbären haben ein echtes Langzeitgedächtnis. So können sie sich bis zu drei Jahre lang an bestimmte Orte oder Situationen erinnern. Kein Wunder, dass sie immer wieder den Weg zu unserem Müll finden!
  • Nachtsichtgerät: Die schwarze „Augenbinde“ der Waschbären hat einen Zweck: Es wird angenommen, dass diese schwarze Augenmaske dabei hilft, nachts besser zu sehen, weil sie die Blendung durch Licht reduzieren. Bei Erdmännchen ist das wohl ähnlich.
  • Cooler Name: Bei den Ureinwohnern Amerikas hieß der Waschbär Arakun. Das bedeutet so viel wie „Der mit seinen Händen kratzt.“ Tatsächlich nehmen diese Tiere zwei Drittel ihrer Welt über die Pfoten wahr, denn in ihnen befinden sich 4-5 Mal so viele Sinneszellen wie am Rest des Körpers.
  • Winterspeck: In kalten Gebieten überwintern Waschbären in kleinen Baum- oder Felshöhlen. Sie halten keinen Winterschlaf, aber Winterruhe und futtern sich eine solide Speckschicht an, bevor die eisige Kälte einsetzt. Der schwerste Waschbär, der je gewogen wurde, brachte über 28 Kilogramm auf die Waage. Zum Vergleich: Eine Katze wiegt bei vergleichbarer Körpergröße zwischen 4-5 Kilogramm.
  • Beatbox: Waschbären haben viele unterschiedliche Geräusche im Repertoire. Sie können schnurren wie Katzen, fauchen, pfeifen oder knurren. Aber nicht nur das, auch Brummen, Zischen, Kreischen und sogar Wiehern haben sie drauf.
  • Schlaumeier: Waschbären können Türen und Schubladen öffnen, Schrauben herausdrehen und Knoten aufdröseln. Sie bekommen sogar besonders knifflige Schlösser auf.

Wie lassen sich Waschbären friedlich verjagen?

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Am besten ist es natürlich, gar nicht erst welche anzulocken. Deshalb ist es sinnvoll, Mülltonnen mit Spanngurten zu sichern, gelbe Säcke erst kurz vor der Abholung nach draußen zu stellen und auch sonst nichts im Außenbereich aufzustellen das lecker riecht, wie zum Beispiel Katzenfutter etc.

Weil es sich diese Tiere gern in unseren Räumlichkeiten gemütlich machen, ist es ratsam, alles gut abzusichern. Das heißt: Katzenklappen nachts verschließen, Äste in Dachnähe kürzen, sodass sie nicht darauf klettern können, Schornstein mit Gitter sichern und Gartenhäuser und Garagen schließen.

Sind die Waschbären schon eingezogen, kann man versuchen, sie mit lauten Geräuschen, anhaltender Musik oder unangenehmen Gerüchen (z.B. Lavendel oder Mottenkugeln) zu verjagen.

Wichtig: Waschbären niemals einfangen, sie könnten beißen oder kratzen und auf diese Weise (wie auch durch den Kot der Tiere) können Krankheiten übertragen werden.

Fazit – Der Waschbär ist mehr als nur ein Dieb!

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Der Waschbär mag auf den ersten Blick wie ein frecher Dieb aussehen, der sich an unseren Mülltonnen zu schaffen macht, aber er ist ein wahres Wunder der Natur. Mit seinen klugen „Händen“, seinem cleveren Überlebensinstinkt und der Fähigkeit, sich an fast jede Umgebung anzupassen, ist er einfach einzigartig.

Und wer weiß, vielleicht klaut der „Im-Mülleimer-Wühler“ vielleicht gerade gar nicht die Chips aus der Tonne, sondern räumt dort einfach nur ein bisschen auf?

(17.04.2025/DD)

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